Dangerseeking mit dem Fahrrad

Ich weiß nicht, wie sich James Bond in seinen vielen Verfolgungsfahrten tatsächlich gefühlt hat, aber nach einer 20 km Tour mit dem Fahrrad durch Peking kann ich die Stuntaction von Agent 007 ein klein wenig nachempfinden.

Los geht’s mit den Fahrradwegen. Warum diese ihren Namen tragen, bleibt ein (noch) für mich ungelöstes Rätsel. Eigentlich stimmen alle Voraussetzungen. Eine extra abgesperrter Straßenabschnitt, rechts daneben in der Regel der Bürgersteig, links daneben durch einen 30 cm hohen Stahlzaun abgesperrt die zwei- bis fünfspurige Straße. Schilder (das uns bekannte weiße Fahrrad auf einem blauem Hintergrund) in regelmäßiger Reihenfolge und auf dem Boden eingezeichnete Fahrräder helfen auch dem letzten Analphabeten zu verstehen, um welche Art von Straße es sich handelt. Leider scheinen die Autofahrer (und teilweise auch Busfahrer) diese Schilder zu übersehen. Es gilt das Recht des Stärkeren. Auf meinem Fahrrad sitzend, klingel ich jeden Fußgänger mit einem hysterischen Dauerklingeln kurz bevor ich ihn umfahre an, so dass er in Seelenruhe einen Schritt zur Seite gehen kann. Sollte just in diesem Moment ein Auto von hinten nahen, kein Problem. Das lang andauernder Hupen weist mich Sekunden vorher darauf hin, dass ich auf dem Fahrradweg mit meinem Fahrrad Platz zu machen habe. Versuche dies zu igrnorieren, enden in der Regel mit Blechkontakt. Richtig unangenehm ist es allerdings, wenn sich Personenbusse von hinten „anschleichen“. Autos werden weggehupt (und die Bushupen können was!!!) und der Fahraddfahrer muss auf den Bürgersteig oder die zwei- bis fünfspurige Straße ausweichen (wo er selbstverständlich wieder angehupt wird).

Sollte man Glück haben und einen Fahraddwegabschnitt erwischen, der nicht von Autos und Füßgängern frequentiert wird, gibt es zwei weitere nicht unerhebliche Gefahren. Die von vorne und die von hinten! Beginnen wir mit der leisen Gefahr von hinten. Sie schleicht sich ohne jegliche Geräusche an und ist plötzlich da, rechts oder links neben einem. In der Regel an der engsten Stelle überholend. Gemeint ist das Elektrofahrrad bzw. der Elektroroller. Jeder, wirklich jeder fährt hier so ein Ding. Von langsam bis sportlich schnell, vom Selbstbau bis hin zum designten BMW-Nachbau. Man hört nichts. Wirklich nichts. Meist sieht man auch nichts, da die Dinger (auch Nachts) ihre Lichter auslassen, um Strom für längere Reichweiten zu sparen. Bei jeder Lenkbewegung empfiehlt es sich daher nach hinten zu schauen, ob man gerade rechts oder links überholt wird.
Weitaus gefährlicher ist allerdings die Gefahr von vorne. Sie sitzt in der Regel auf vergammelten Fahrrädern oder Eigenbau-Elektrorollern und kündigt sich durch die Geräuschentwicklung beim Hochziehen der Nasennebenhöhleninnereien lautstark an. Jetzt heißt es spekulieren bzw. Abstand halten, denn eins ist sicher: Die explosionsartige Entladung (sprich: das Spucken!) wird folgen. Siehe hierzu auch Blogeintrag zum „Spuckthema“.

Ein weiteres Highlight beim Fahrradfahren sind Kreuzungen. Insbesondere die großen Kreuzungen haben es in sich. Sie sind eine Mischung aus Abenteuer, angewandter Evolutionstheorie („Recht des Stärkeren“) und Unmengen von kleinen Chinesen.
Aber seht selbst:

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12 Gedanken zu “Dangerseeking mit dem Fahrrad”