Damit nicht jemand auf den Gedanken kommt, dass hier vor Ort nichts mehr passiert, habe ich mich für einen Blogeintrag „Dies und das“ entschieden. Kleinere Anekdoten sollen dazu beitragen, unser Leben in der Millionenstadt verständlich zu machen und einige Unterschiede zwischen chinesischer und unserer deutschen Kultur aufzuzeigen.
In den kurzen Beiträgen geht es (wieder) um Mobilität, um einen blauen Himmel mit sauberster Luft und um das Thema Einkaufen.
Aufstieg!
Los gehts mit einem Bericht über meinen Aufstieg in der hiesigen Verkehrsteilnehmerhierarchie (vgl. Dangerseeking in Peking | Eintrag vom 01.10.14). Zur Erinnerung: Der Fußganger hat hier gar keine Rechte. Nicht einmal auf dem Bürgersteig! Der Fahrradfahrer kommt überall durch, weil er primär auf dem Bürgersteig fährt. Die Roller und E-Bikes fahren in alle Richtungen und haben so etwas wie Vorfahrt auf dem Bürgersteig und dem Fahrradweg. Und ganz oben? Ganz oben stehen die Autos. Je größer und teurer die Kiste, desto mehr darf man.
Jetzt aber zum eigentlichen Thema: Seit nunmehr einer Woche sind wir stolzer Besitzer eines Elekro-Scooters. Damit haben wir die Fahrradfahrer hinter uns gelassen! Mit dem Roller dahincruisend haben die Biker nur eine Chance, wenn ich von hinten hupend angefahren komme: Sie müssen Platz machen! Ein gutes Gefühl, nachdem wir den Fahrzeugdarwinismus auf seiner untersten Stufe mehr als vier Wochen kennengelernt haben.
Die Dinger sind hier in allen erdenklichen Varianten zu kaufen. Beispielsweise als Originalnachbau einer Vespa oder aber, wenn es sein muss, auch nach eigenen Vorstellungen gestylt. Hin und wieder sieht man aber auch Elektroscooter, die an ein Mad Max-Gefährt erinnern bzw. als würden sie einem Hollywoodfilm entstammen (vorzugsweise Batmann- oder Fast and Furious-Filme). Selbstverständlich sind gefühlte 95% der Kisten aus Plastik und entsprechen nicht den deutschen Sicherheitsanforderungen. Womit wir beim nächsten Punkt wären. Helme? Ich weiß aktuell gar nicht, wo man solche Teile kaufen könnte?! Wofür auch? Alle fahren doch so rücksichtsvoll, das garantiert nichts passiert 😉
Die harten Fakten unseres Familienrollers:
– Kaufpreis 2740 RMB (ca. 350 €)
– Reichweite ca 30 – 40 km mit einer Ladung
– Höchstgeschwindigkeit ca. 45 km/h
– 4 Batterien á 14,4 Volt
Blauer Himmel!
Ja wer sagt es denn. Da müssen nur ein paar Politiker (inkl. Obama) nach Peking kommen und schon klappt das hier auch mit dem schönen Wetter und der saubersten Luft im ostasiatischen Raum. Wer es noch nicht in den deutschen Medien mitbekommen hat, aber vom 07.11. bis zum 12.11. tagen die asiatischen Länder bzw. deren Vertreter in Peking, um neue Wirtschaftsabkommen zu schließen. Und da möchte man etwas bieten, auch einen blauen Himmel. Ab Freitag (07.11.) stehen daher alle Fabriken still, man darf nicht mehr arbeiten und es gelten sehr restriktive Bestimmungen . So dürfen beispielweise keine Fahrzeuge mit „Nicht-Beijing-Nummernschild “ während der Konferenz hier fahren. Selbst Einäscherungen sind verboten. Sterben ist also aktuell per Staatserlass verboten. Beruhigend!
Wie so etwas aussehen kann, zeigen die Bilder. Riesige Straßenkreuzungen mit bis zu 10 Spuren sind nur spärlich fequentiert. Man sieht die Hochhäuser der Innenstadt und irgendwie ist es verdammt faszinierend diese große Stadt so zu erleben! Dennoch frage ich mich immer wieder, warum auch bei diesem Wetter und der tollen Luft einige mit Gesichts- bzw. Atemmaske herumfahren. Gewohnheit? Ist die Luft immer noch nicht gut genug? Kälteschutz? Ich weiß es nicht!
Wie dem auch sei, wir genießen es. Die Straßen sind wieder leer, die Luft ist perfekt und wir haben ein paar Tage frei!
Zum adidas-Store oder doch zum Yashow?
So oder so ähnlich stellt sich jedesmal die Frage, wenn man Klamotten, Elektroartikel etc. kaufen möchte. Das ist quasi wie Yin und Yang, wie Tag und Nacht, wie schwarz und weiß! Kaufen kann man in Peking definitiv ALLES! Selbst wenn es Klamotten noch gar nicht gibt. Hier bekommt man sie bereits!
Geht man in einen offiziellen Laden so muss man sich unglaubliche Dimensionen vorstellen. Die Devise ist definitiv immer: „Nicht kleckern, sondern klotzen!“ Und das tut man. Jede, wirklich jede noch so bekannte, ausgefallene oder luxuriöse Marke ist hier vertreten. Kosten für die guten Stücke? In etwa wie in Europa, also ein schicker Niketurnschuh im Nikestore kann schnell mal 200€ kosten.
Aber was solls, denn direkt (wirklich direkt!!!) neben der angesagtesten Einkaufsmeile gibt es ja den Yashow Market. Ein riesiges Gebäude, das von außen einem Kaufhaus ähnelt. Und innen? Innen findet man hunderte kleine Stände und schon am Eingang gehts los: „What are you looking for? Shoes? T-Shirt? Nike? North Face? I have everything!“ Und die haben dort wirklich alles! Selbstverständlich auch die angesagtesten Niketurnschuhe. Wenn man geschickt handelt, kann man Schuhe, die mit normal geschultem Auge nicht vom Original zu unterscheiden sind, für 25 – 30 € ergattern. Vorausgesetzt man hat etwas Zeit und handelt, handelt, handelt….
Ach ja, es gibt Leute die sagen, dass die Produkte aus dem Yashow Market aus der gleichen Fabrik wie die Originale kommen….