Kumm, loss mer fiere in Peking

Karneval in Peking? Op kölsch? Es geht! Mit Brings, Black Fööss, Kasalla und ’nem frisch gezapften Reissdorf! Aber der Reihe nach….

Karnevalspartys sind, wie kaum anders zu erwarten, eine absolute Seltenheit in Peking. Es bedarf also nur einer Location, die sich der rheinischen Tradition annimmt und mit importiertem Reissdorf vom Fass eine Party organisiert. Gesucht, gefunden. Der Landgraf, ein Restaurant gemäß der kölschen Brauhaustraditionen lädt zweimal im Jahr zur Mottefete „Kumm loss mer fiere“ ein. Gesetzt sind der 11.11. und das Wochenende vor Rosenmontag bzw. vor dem eigentlichen Beginn der Fastelovend.
Da viele der in Peking wohnenden Deutschen eher aus dem süddeutschen Raum kommen (BMW, Mercedes und Co. sei Dank!), waren unsere Erwartungen an das Fest der Feste mit eher gemischten Gefühlen verbunden. „Kommt einer von euch mit zum Karneval beim Landgraf?“ wurde des häufigeren mit „Fasching feiern? Nee, nix für uns!“ beantwortet. Trotz dieser Vorbedenken wollten wir uns ein eigenes Bild von der Feier machen. Wofür hatten wir schließlich sonst eine komplette Umzugskiste mit Karnevalsklamotten per Luftfracht von Köln nach Peking geschickt!

Der eigentliche Abend verlief dann in etwa so, wie man sich eine gepflegte Karnevalsparty in einer netten kölschen Kneipe vorstellen kann: Kölsch, Karnevalsmucke, zwischendurch die klassichen Ballermannhits und nochmal eine Runde Kölsch.
Dennoch gibt es natürlich einige Besonderheiten die nicht unerzählt bleiben sollten. Da wäre zum einen das Servieren. Jeder der einmal in Köln in einer vollbesetzten Kneipe gefeiert hat, kennt das Durchsetzungsvermögen der Bedienungen und die Technik des Alkoholtransportes. Der Kölschkranz wird über dem Kopf getragen und mit viel Körpereinsatz kämpft sich der Köbes durch die tanzenden Mengen. Genau an dieser Stelle gibt es entscheidenden Entwicklungsbedarf in China bzw. beim Landgraf in Peking. So staunten wir nicht schlecht, als plötzlich ein verkleideter chinesischer Köbes mit einem überdimensionalen Schild „Bitte Platz machen zum Servieren“ durch den Raum schritt. Ihm folgte ein weiterer Chinese im gleichen Dress, der Getränke und Speisen servierte. Sachen gibts!
Eine weitere Besonderheit sind die Chinesen, die zum Zeitpunkt der Fete ebenfalls vor Ort waren. Brav saßen sie in einem der Brauhausräume und verdrückten Rostbratwurst mit Sauerkraut oder eine Schweinshaxe. Verkleidungen? Fehlanzeige! Etwas befremdlich wurde es dann bei einer Polonaise durch eben diesen mit Chinesen bevölkerten Brauhausraum. Die Chinesen winkten nett, lächelten und einige versuchten klatschend dem Rhythmus der Musik zu folgen. Was aber fast alle machten, war das überdimensionale Smartphone oder Tablet zu zücken, um uns zu fotografieren bzw. zu filmen. Ich bin mir sicher, dass das ein oder andere Bild in einem der chinesischen Netzwerke (weibo.cn etc.) gepostet wurde!

Fazit: Im nächsten Jahr…da simma dabei, dat is prima! Viva Colonia!

Wer Lust hat, kann sich hier noch ein paar Bilder auf der Webseite des Landgrafen anschauen.

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