Die Überschrift dieses Blogbeitrages deutet nicht etwa auf den Titel eines chinesischen Abkömmlings von „Germanys next Topmodel“ hin, sondern ist die Übersetzung einer staatlich verordneten Säuberungswelle in Peking. Die Lebensqualität der Bürger, so ist auf den roten Bannern zu lesen, soll erhöht werden.
Aber von vorne…
In China kommt es immer wieder zu Maßnahmen, die innerhalb kürzester Zeit zu enormen und im Regelfall sehr markanten Änderungen führen. So hat seinerzeit der Siegeszug der Leihfahrräder und das dadurch veränderte (oder besser: verschandelte!) Stadtbild zu einer Publikationswelle in allen Medien geführt. Auch ich berichtete damals über die Invasion von Millionen gelben und orangen Drahteseln (http://blog.lotharpalm.de/rent-a-bike/). Twiter, WeCchat und selbst klassische (sprich: analoge) Printmedien überschlugen sich mit Berichten (s.a. hier). Das Stadtbild ist seitdem definitiv ein anderes und man mag kaum glauben, dass noch vor 8 Monaten das Fahrrad ein Fortbewegungsmittel der weniger Betuchten war.
Und was hat das jetzt mit Beautification zu tun? Richtig, Berichte über Ofo, Mobike und Co. sind out, es lebe der Beitrag über „Unsere Stadt soll schöner werden„!
Und jetzt…?
Jetzt wird verschönert! In einem Tempo, das ausreichen würde, den Berliner Flughafen in zwei bis drei Monaten an einer anderen Stelle komplett neu aufzubauen. Überall sind sie unterwegs, die Stadtverschönerer. Los gings mit den kleinen Läden in den Parterrewohnungen. Gestern noch da und heute sieht man nur noch eine gestrichene weiße Wand. Kein Eingang mehr, kein Fenster. Einfach weg! Ganze Straßenzüge haben dadurch ihren Charme verloren. In einer Millionenstadt wie Peking, habe ich es immer geliebt, die kleinen Läden anzusteuern und dort einzukaufen, zu essen oder einfach nur zu schauen. Aber das war wohl einmal. Auch in den Hutongs spielen sich ähnliche Szenen ab- Allerdings mit dramatischeren Auswirkungen. Kai Strittmatter hat dazu einen netten kleinen Artikel in der Süddeutschen geschrieben. Er bringt es auf den Punkt: „Plötzlich kommen die Maurer. …und beginnen am frühen Morgen alle Geschäfte, alle Kioske, Werkstätten zuzubauen. Bis alle in Höhlen sitzen.„
- Zugemauert
- Bautrupps
- Fenster statt Kiosk
- Dicht gemacht!
Auch die Straßen müssen selbstverständlich gesäubert werden. Da der Chinese im Allgemeinen aber nicht viel von Schildern und Verkehrspolizisten hält (s.a. Blogbeitrag), müssen wirksamere Maßnahmen ergriffen werden. Überall wurden in den letzten sechs Wochen Verkehrsabsperrungen aufgestellt. Große Zäune trennen beide Fahrtrichtungen voneinander und kleinere Zäune trennen Straße vom Fahrradweg und Bürgersteig. Ein bisschen erinnert die Zauninflation an geführte Wege für Rinder, die zum Abtransport in die Schlachterei geleitet werden.
- Vorher: Autos überall
- Nachher: Autos weg, Absperrungen da
Konsequenzen
Konsequenzen? Das wüsste ich auch gerne! Was passiert mit den unzähligen Händlern, die ihrer Geschäftsgrundlage beraubt wurden? Wo parken die vielen Autos jetzt? Was nutzt diese Art von Beautification, wenn der Himmel nach wie vor grau und mit Feinstaub verdeckt ist? Ich werde weiter beobachten und berichten!
***Nachtrag: 27.08.2017****
Gestern waren wir in einem Möbellager. Den Tipp hatten wir von einem Bekannten bekommen, der seit über zehn Jahren das Lager anfährt, weil es dort Unmengen antiker chinesischer Möbelstücke gibt, die definitiv original sind. Im Zuge der Beautification-Maßnahmen hatte die von zwei Familien betriebene Möbelhalle den Todesstoß per Regierungsschreiben erhalten. Am 10.September sollen die Bagger kommen und alles platt machen, d.h. die Lagerhallen und alle Möbelstücke, die nicht in Sicherheit gebracht wurden. Wohin aber mit 6 Hallen voller Möbel? Keine Chance, die beiden Familien werden ihrer Existenzgrundlage beraubt und Alternativen gibt es für sie nicht.
- Lagerhalle 1
- Lagerhalle 2
***Beautify the Beautification | Nachtrag vom 02.09.2017***
Ja spinnen die jetzt? Nachdem die Zäune seit ein paar Wochen das Straßen- und Stadtbild ganz massiv prägen, geht man jetzt einen Schritt weiter. Die weißen Zäune werden gestrichen. Weißer als weiß! Dafür werden Malertrupps auf die Straße gestellt, die in aller Ruhe den Pinsel von oben nach unten schwingen. Unglaublich!
Die zweite Maßnahme der letzten Tage betrifft die fest verankerte Absperrung zwischen Fahrradweg und Bürgersteig. Die alten Stahlpfosten (sie wurden vor ca. 6 Monaten erst eingesetzt!!!) entsprachen wohl nicht mehr dem Stadtbild und den Sicherheitsauflagen. Aktuell werden sie ersetzt durch massive in den Boden gebohrte Stahlbügel. Dem Aussehen nach sollen sie wohl Panzer davon abhalten, den Bürgersteig zu benutzen.
Im Asterixheft würde jetzt stehen: „Die spinnen, die Chinesen….!“
- Malerarbeiten am weißen Zaun
- „Panzer“absperrungen